Skizze als Prinzip: Ulrich Baentsch bei Brockstedt
Dynamische Skulpturen wie Momentaufnahmen
Parallel dazu Arbeiten von Schmuel Shapiro
von Veit Stiller
Das faszinierendste an den Figuren von Ulrich Baentsch ist ihre Skizzenhaftigkeit. In der Galerie Brockstedt kann man sich davon überzeugen. Baentsch, Jahrgang 1969, wurde in
Düsseldorf geboren, hat zunächst Architektur studiert und lebt als Bildhauer seit vier Jahren in Berlin. Baentsch bildet Figuren nicht "authentisch" oder "realistisch" nach, sondern abstrahiert Körper und Gesichter, verzichtet dabei aus Prinzip auf jegliche Individualisierung. Ihm kommt es, so hat es jedenfalls den Anschein, auf den Ausdruck in einem flüchtigen Moment an. Das ist bei Tänzern oder Paaren nicht |
anders als bei klassischen Posen wie Sitzen, Liegen oder Stehen. Was er aus Terrakotta zusammenknetet oder aus Holz herausschlägt, bekommt auf diese Weise etwas Archetypisches
und ist voll von kräftiger Dynamik.
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Und es verrät noch eines: Baentschs Vorliebe, dem Materialseine Struktur zu lassen und diese für den Ausdruck der Figuren zu nutzen. Umrahmt werden die im kleinen und mittleren Format gehaltenen Figuren (mit Preisen von 350 bis 2100 Euro) von Collagen Schmuel Shapiros (1924-1983). Die Arbeiten des in Connecticut geborenen und in Ravensburg verstorbenen Künstlers russisch-jüdischer Abstammung sind für 2300 bis 9000 Euro zu haben. Mommsenstraße 59,Charlottenburg; bis 11. November. Di-Fr 10-18, Sa 10-14 Uhr.
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DIE WELT
vom 5. November 2004